Leben in der Leitstelle - "Kommen Sie bitte ohne Blaulicht"
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00:00:10: Ja herzlich willkommen bei einer neuen Folge.
00:00:13: kommen sie bitte ohne blaue Licht der Leitstellen.
00:00:16: Podcast der deutschen Feuerwehr Gewerkschaft.
00:00:18: Ich sitze hier natürlich nicht alleine.
00:00:20: Das wäre auch langweilig, sondern mit zwei Kollegen, die ihr schon kennt, zumindest von der Stimme her, der eine oder andere hat auch mal was gelesen vom lieben Helge, Helge Petersen, genau, genau, der Helge Petersen.
00:00:34: Und dann habe ich noch dabei den Simon Braun und Helge aus Harrysley, dem schönen Norden.
00:00:40: Simon, du bist noch
00:00:40: mal woher?
00:00:42: Mein Taunuskreis in Hessen.
00:00:43: Mein Taunuskreis in Hessen.
00:00:45: Aber wir freuen uns besonders, gerade wir drei, wir haben noch einen Gast bei uns.
00:00:50: Fahrdachmann, wie ich finde und möchte in der Runde den Andre Karusch begrüßen.
00:00:55: Andre ist fifty-fünfzig Jahre alt, Koordinator der Notfallseelsorge im Kreis Metmann, selber auch aktiver Feuerwehrmann und Fachberater der Psychotraumatologie.
00:01:11: Hallo Andre.
00:01:12: Hallo.
00:01:12: Schönen guten Morgen.
00:01:14: Wir sind hier in Berlin und haben wir uns alle getroffen.
00:01:16: zur AG Leitstelle der D-Volk.
00:01:19: Ja und tauschen uns quasi aus, aus unseren bundesweiten Erfahrungen, die wir machen.
00:01:24: Ihr habt gehört, wir können irgendwie überall woanders her.
00:01:26: Und unser großes Thema bei diesem
00:01:28: Arbeitsgruppentreffen
00:01:30: war die PSNVE.
00:01:33: Was genau ist PSNVE?
00:01:36: PSNV... Ist der Überbegriff psychosisale Notfallversorgung mit der Unterteilung in PSNVE steht für Einsatzkräfte?
00:01:47: und PSNVB für Betroffene, also für die Bürgerinnen und Bürger, zu denen wir gerufen werden, die Hilfeleistungen nötig haben, die uns anrufen, weil sie medizinischen Notfall haben und jemand zu Hause verstorben ist und wo wir dann als Notfallseelsorge in der PSNVB dem Bürger beistehen und ihn stabilisieren.
00:02:10: Es gibt ja schon lange im Runde genommen Richtlinien.
00:02:12: Da haben wir ja auch gestern intensiv darüber gesprochen, wann und wie sowas auszusehen hat.
00:02:16: Und ich hatte dieses Datum im
00:02:18: Kopf.
00:02:19: Genau.
00:02:20: Sieben bis Zwei-Tausendzehn war der sogenannte Konsensus-Prozess, wo die Standards festgeschrieben wurden, die man eigentlich vorhalten sollte.
00:02:34: Merkt man wahrscheinlich schon an meiner Formulierung, dass sollte sehr zögerlich ist, weil es sehr unterschiedlich in verschiedenen Bundesländern, in verschiedenen Kommunen aussieht, wie das ausgestaltet wird.
00:02:47: Also tatsächlich war diese Konjunktive, die du formuliert hast, dachte ich, okay, sollte könnte, hätte würde.
00:02:53: Wie ist denn Helge, denn erleben wir jetzt für den nördlichen Kreis generell, wie es um die PSNVE steht.
00:03:00: Es ist sehr unterschiedlich, wir sprachen gestern sehr ausführlich darüber.
00:03:05: Bezogen auf die Leitstelle ist es so, dass wir eine kollegiale Beratung, also ein EKB-Team vorhalten innerhalb der Leitstelle.
00:03:12: Was
00:03:13: heißt EKB-Team?
00:03:14: Also ein EKB-Team, ihr könnt es jetzt gar nicht wirklich übersetzen, muss ich gestehen, Artok.
00:03:19: Es geht um die kollegiale Betreuung der Kollegen nach belastenden Ereign.
00:03:24: Ich glaube, differenziert darzustellen ist hier nochmal deutlich, dass Wir unterscheiden müssen zwischen der Belastung einer Einsatzstelle und einer Belastung innerhalb einer Leitstelle oder eines Staves.
00:03:34: Man hat eine Schleswig-Holstein grundsätzlich Strukturen geschaffen, die theoretisch auch funktionieren und vereinzelt auch genutzt werden.
00:03:43: Was mir fehlt oder der Eindruck, den ich damit verbinde, ist die Sensibilität dafür.
00:03:49: Ich glaube, dass die Führungskräfte, die wir haben, nicht ausreichend geschult und nicht ausreichend sensibel sind, zu erkennen, wann ist es erforderlich.
00:03:58: dass Kollegen eine Betreuung erfahren müssen oder eine Entlastung in diesem Zusammenhang.
00:04:04: Wie ist es aus deiner Sicht, Simon?
00:04:07: Ich habe gestern schon angedeutet, für mich ist das ein bisschen zielgespalten.
00:04:13: Auf der einen Seite habe ich die Wahrnehmung und das ist auch bei uns so, dass im Prinzip für die Einsatzkräfte, das ist schon gut und das ist deutlich besser geworden.
00:04:21: Wenn wir in die letzten Jahre schauen, habe ich den Eindruck, dass das auch mehr und mehr genutzt wird.
00:04:28: dass das entsprechend strukturiert ist.
00:04:30: Ein bisschen vergessen geht mir die Lautstelle auch wieder.
00:04:33: Das geht so ein bisschen unter und ist immer noch so ein bisschen stief gehen.
00:04:36: Das ist das, was Helge gerade schon gesagt hat.
00:04:39: Da ist zwar theoretisch einmal Kontaktmöglichkeiten und können ein PSNV-Netzwerk kontaktieren.
00:04:46: Aber das passiert natürlich dann so von dem Betroffenen selbst oder von dem Mitarbeitenden selbst.
00:04:53: Und
00:04:54: das ist noch sehr, sehr dünn in meiner
00:04:56: Wahrne.
00:04:57: Helge hat so einen Begriff genannt im Grunde um Betreuung.
00:05:00: Wir haben auch im Vorfeld uns ein bisschen über allgemeine Fürsorgepflicht unterhalten.
00:05:05: Und du hattest es eben auch gesagt, Helge.
00:05:10: wenn die Leute dann selber kommen und sagen, ich brauche irgendwie Hilfe.
00:05:13: Es gibt so zwei Fragestellungen.
00:05:15: Was sind so Peergrubs?
00:05:17: Was ist kollegiale Beratung?
00:05:18: Ist das das Gleiche?
00:05:20: Was ist überhaupt Betreuung oder Begleitung?
00:05:23: Muss das dann immer ein Psychologe sein?
00:05:25: Und wie wichtig ist es zu vermitteln, dass man da ist, dass man verstanden hat, hey, da gab es vielleicht ein belastender Einsatz?
00:05:33: Oder ist es darauf ausgelegt, dass derjenige schon selber
00:05:37: kommen muss?
00:05:39: Das waren jetzt ganz viele Fragen hintereinander.
00:05:40: Ich versuch das ein bisschen auseinander zu dröseln.
00:05:46: Jetzt sind wir alle durch eine Feuerwehrausbildung gegangen und haben gelernt, dass man immer im Trupp irgendwo reingeht.
00:05:55: Truppmann, Truppführer, wir sind füreinander verantwortlich.
00:05:59: Ich glaube, dass Verantwortung ganz niedrigschwellig anfängt.
00:06:03: meinem Kameraden, meine Kameradin, meine Kollegin, meinen Kollegen im Blick zu haben.
00:06:08: Also ich möchte das nicht immer nur nach oben delegieren und sagen, die Vorgesetzten müssen das jetzt machen.
00:06:14: Ich finde, es muss ganz unten anfangen und wenn ich merke, bei meinem Kollegen, bei meiner Kollegin gibt es Veränderungen oder der geht es nicht gut, dann frage ich auch nach.
00:06:23: Damit fängt es an.
00:06:23: Ich glaube, wir tun uns einen großen Gefallen damit, wenn wir eine Gesprächskultur entwickeln, über das zu sprechen, was uns auf dem Herzen liegt, was uns belastet.
00:06:33: Was uns zu schaffen macht.
00:06:35: Wir haben gelernt melden macht frei reden ist gut miteinander darüber zu reden.
00:06:40: Das ist für mich die allererste
00:06:42: Stufe.
00:06:44: Es gibt natürlich dann auch weitere.
00:06:45: Ich glaube auch je höher man dann irgendwann in der Hierarchie einer Feuerwehr aufsteigt und Verantwortung übernimmt, nimmt die Verantwortung für die Kolleginnen und Kollegen auch zu.
00:06:55: Wir sprechen von Fürsorgepflicht.
00:06:57: Für mich ist das bisher ein sehr positiv belasteter Begriff, also nicht negativ belasteter Begriff, sondern ein positiv gesetzter Begriff.
00:07:05: So ist es richtig.
00:07:08: Ich möchte, dass Führungskräfte für mich als Mitarbeiter einen Blick haben, mich im Blick behalten und Sorgen für mich, dass es mir gut geht und ich meine gesunderte und Einsatzfähigkeit erhalte.
00:07:23: bei PSU Teams, so nennen wir das in Nordrhein-Westfalen, PSNVE Teams in Deutschland, ist es so, dass das Kolleginnen und Kollegen sind, die eine Zusatzausbildung haben, die Piers sind, heißt die, den Stallgeruch haben, die einfach... aus dem gleichen Bereich kommen und von daher verstehen, wenn mir jemand etwas erzählt, was ich denn meine, der muss ich meine Arbeitswelt nicht erst mal erklären, sondern die kommt daher und kann von daher auf Augenhöhe mit mir sofort auch einsteigen, weil sie um meine Arbeitswelt weiß oder eher.
00:07:59: Also Monom hört sich das ja super niederschwellig an.
00:08:02: Das ist eben so, die Fragestellungen müssen da denn immer Psychologen sein.
00:08:04: Du hattest uns gestern nochmal auch diese Primärprävention, Sekundärprävention.
00:08:11: Prävention, genau, was ein bisschen was ist.
00:08:13: Und da haben wir relativ viel darüber diskutiert, was machen wir teilweise falsch oder ich selber habe das glaube ich auch so formuliert.
00:08:21: Ich empfinde das als verloren, wenn mal jemand in diese Terziereprävention bringen, mehr oder weniger dann tatsächlich schon in die professionelle psychotherapeutische Behandlung.
00:08:31: Was können wir aus kleiner Sicht in der Richtung noch besser machen?
00:08:36: um eben diese Leute nicht in diese dritte Stufe zu verlieren.
00:08:39: Weil wie gesagt, dann ist es ein Schaden da, da geht es eher wieder um Heilung und nicht um Prävention.
00:08:44: Ich finde diesen Begriff Prävention an der Stelle schon schwierig.
00:08:47: Aber was müssen wir unbedingt noch lernen?
00:08:48: Was müssen wir nun tun, dass wir da vorher schon vernünftig abgrasen?
00:08:55: Ich stelle mir vor, dass das mit der Grundausbildung anfängt, sich damit auseinanderzusetzen.
00:09:00: Wir kommen in Situationen, in Grenzbereiche des Lebens, die belastend sein werden.
00:09:04: Das war's.
00:09:06: Wir werden dahin einkommen.
00:09:07: Ich kann mich an meine eigene Ausbildung erinnern.
00:09:09: Da haben die Alten erzählt, was sie so alles gemacht haben.
00:09:12: Ich habe mir immer gedacht, dass wir sie nie erleben und dann erleben wir es irgendwann.
00:09:15: Wir werden dahin kommen.
00:09:16: Von daher finde ich wichtig, von Anfang an ab der Grundausbildung Menschen darauf vorzubereiten und ihnen sehr früh auch aufzuschlüsseln, welche Möglichkeiten habe ich, welche Ansprechpartner habe ich, was wird mir von meinem Arbeitgeber, von meiner Feuerwehr auch tatsächlich als Ressourcen zur Verfügung gestellt, wohin ich mich wenden kann.
00:09:39: Wenn ich Bedarf habe, damit ich von vornherein schon weiß, ich werde auch gut rauskommen.
00:09:45: Also ich habe eine gute Chance rauszukommen, weil meine Feuerwehr, meinen Arbeitgeber mich im Blick hat und dafür auch gesorgt hat.
00:09:53: dass ich versorgt bin, als Helfer versorgt bin.
00:09:55: Denn ein Einsatz ist nicht beendet, wenn wir unsere Fahrzeuge wieder, unsere Wassertanks befüllt haben, unsere Verbrauchsmaterialien aufgefüllt haben, sondern wenn der Helfer versorgt ist.
00:10:05: Es ist ein alter Satz aus einem alten Film, der stimmt heute aber immer noch.
00:10:10: Ist es deine Wahrnehmung, dass es so ist?
00:10:12: Wird das jetzt schon so gelebt oder ist es ein Wunsch in die Zukunft?
00:10:16: Aus Ausbildungen, wo ich angehende Gruppenführer und Gruppenführer mit Ausbilden merke, dass es ein Kulturwandel da gibt, vereinzelt höre ich, dass es in Feuerwehren schon praktiziert wird, aber da sind wir mittendrin in diesem Wandel und das ist sehr, sehr unterschiedlich von Ort zu Ort.
00:10:35: Es kommt immer darauf an, wie, was für ein Gespür auch Führungskräfte dafür haben für ihre eigenen Mitarbeitenden und ob sie das im Blick haben.
00:10:45: Du hast vorhin schon mal diesen Begriff Gesprächskultur verbindet und wir sprachen gestern auf und du hast Führungskräfte auch als Kulturschaffende bezeichnet.
00:10:57: Das fand ich sehr einprägsam, wie man mitkriegt.
00:11:02: Was meinst du genau damit?
00:11:04: Eigentlich ist das ganz einfach.
00:11:05: Wir machen das, wenn wir an unser Landesfeuerwehr-Schulunterricht immer so, wir fragen unsere Schülerinnen und Schüler, sagt mal, was gefällt euch eigentlich gut an eurer Wachabteilung?
00:11:17: Warum geht ihr morgens gerne zur Arbeit?
00:11:19: Was ist die Motivation?
00:11:20: Es ist ja, ich habe voll Bock, heute meine Schicht anzugehen.
00:11:25: Dann schreiben wir das alles so, dass man es auch sehen kann mit Karten an die Wand.
00:11:30: Und dann sagen wir den Schülern und Schülern, passt auf, dass es so ist, da steckt Arbeit hinter, nämlich die Arbeit der Führungskräfte.
00:11:41: Diese Kultur, diesen Raum zu schaffen, diese Atmosphäre zu schaffen, dass eine gute Atmosphäre auch wirklich da ist, wo man gerne zur Arbeit geht.
00:11:49: Das meine ich mit Kulturschaffen.
00:11:51: Also es ist Arbeit.
00:11:56: die Atmosphäre zu schaffen.
00:11:57: Bei uns zu Hause ist es immer so, meine Frau sagt immer, was ich an Haushaltsarbeit mache, das sieht man gar nicht.
00:12:05: Aber wenn sie nicht gemacht ist, sieht man sie.
00:12:07: Und das ist, glaube ich, genauso auch in der Wachabteilung.
00:12:09: Wenn die Atmosphäre geschaffen ist, gehen Leute alle gerne.
00:12:13: Man sieht gar nicht die Arbeit, die dahinter steckt, aber ist die Arbeit, die von Führungskräften dahinter steckt.
00:12:17: Das ist so ist.
00:12:20: Hege, du bist ja Monia Norma auch oder Simon je beide auch als Führungskräfte durchaus tätig in der Leitstelle.
00:12:27: Und ihr wisst, dass ich da immer so ein bisschen der Bohrende und der Tinnitus bin in der Richtung.
00:12:33: Habt ihr das selber für euch erkannt, dass das auch Teil eurer Aufgabe ist?
00:12:36: Oder also wie selber fühlt ihr euch da selbst geschult beziehungsweise?
00:12:41: Wie selber auch das, was Andere gesagt hat, was auch gestern gesagt hat für euch eine
00:12:45: AHA?
00:12:46: Ich glaube, ein wesentlicher Punkt der Erkenntnis ist, dass jeder von uns einen theoretischen Führungskreislauf auch nach zum Dreirunter beten kann.
00:12:55: und eine Führung im einsatztaktischen Sinne wird jeder von uns leisten können, so hoffe ich und unterstelle ich.
00:13:03: Ich glaube aber, dass das Thema Menschenführung sehr stark abhängig ist vom Charakter, sehr stark abhängig ist von gemachten Erfahrungen im Einsatzdienst oder auch im Dienst auf der Leitstelle.
00:13:19: Ich glaube, dass eine Sensibilität für das Entfinden, wie geht es meinem Team im Sinne von gesundheitlichen Aspekten, im Sinne aber auch von Kultur, Führungskultur.
00:13:31: Etwas ist, was man sicherlich ein Stück weit lernen kann, was man aber auch mitbringen muss.
00:13:36: Und ich selber habe die Erfahrung machen dürfen, dass viele die Grundsätze dessen zwar mitbringen über die Zeit, aber durch den Alltag und durch das, was uns regelmäßig beschäftigt, ein Stück weit verlieren.
00:13:50: Also das ist dein Anspruch, also für mich wäre das zum Beispiel auch als Mitarbeiteranspruch eben dann die Führungskraft.
00:13:55: Also daher ist es nicht, ich würde es echt schärfer formulieren oder wie siehst du es Simon?
00:14:01: Ja, aber ich muss mich anschließen, weil das ist, das bin ich meine eigene Arbeit betrachte, haben wir gestern auch schon mal kurz drüber gesprochen.
00:14:08: Mittlerweile mache ich administrative Dinge und bin ich mir so richtig in der Schichtführung.
00:14:13: Aber das ist so da noch jeder sein eigenes Ding.
00:14:16: Ich habe das gestern gesagt, ich habe es so gemacht, wenn neue Leute dabei waren, dass wir dann immer auch zeitnah nach dem Dienst noch mal miteinander gesprochen haben, was war schön, was war nicht so schön, was hat euch gefallen, was hat euch geärgert, irgendwie auch wahrzunehmen, wie geht es ihnen denn?
00:14:32: Aber das habe ich eben so gemacht.
00:14:36: In meiner Wahrnehmung kein Konzept für, wo man sagt, das machen alle oder dass das so schon etabliert
00:14:43: ist.
00:14:46: Das ist so ein bisschen wie kochen.
00:14:47: jeder meint er kann und aber dennoch ist es ein lehrberuf irgendwie das ist so.
00:14:51: vieles ist natürlich aus dem bauch raus.
00:14:53: ich will jetzt nicht von natural born leader anfangen oder so ist da tatsächlich auch wobei wir sagten eine gewisse grundlage ist schon hilfreich im charakter zu gar keine frage.
00:15:04: aber ich glaube dass das da warum mit dem kochen jeder meint irgendwie er kann es irgendwie anlernen und das ist so gut.
00:15:10: ist das wirklich
00:15:11: so?
00:15:13: Da muss man länger glaube ich drüber nachdenken und ich glaube vor allem jede Führungskraft müsste darüber nachdenken.
00:15:19: ist das wirklich so und wo stehe ich da eigentlich?
00:15:22: was habe ich selber an Führung mal erlebt.
00:15:27: Wo habe ich positive Erfahrungen in meiner Feuerwehr Karriere gemacht?
00:15:30: wo habe ich negative Erfahrungen gemacht?
00:15:33: was will ich deshalb anders machen.
00:15:37: Ich glaube das Mitarbeiter Führung ein lebenslanges Lernfeld ist ein Thema ist.
00:15:43: dass ich für mich selber als wir uns auf den Blick haben muss und auch stetig weiterentwickeln muss.
00:15:52: Da bin ich nicht mit fertig.
00:15:53: Ich auch nicht nach vielen vielen Jahren, sondern ich merke immer wieder, es fordert mich heraus.
00:15:59: Hier gibt es das Tagesgeschäft, unser Alltag.
00:16:02: Aus deiner Sicht, wie sehr lässt sich dieser Alltag
00:16:04: im
00:16:04: Wundern eben den Menschen
00:16:06: noch zu?
00:16:08: Das ist sehr schwierig.
00:16:11: Ich glaube, man muss zugeben, dass der menschliche Aspekt gar nicht mehr so abbildbar ist, wie der Großteil von uns es gerne würde, weil die Bedürfnisse der Bürger, die an uns herangetragen werden, zunehmen und zugegebenermaßen auch abstruser werden von Zeit zu Zeit.
00:16:27: Die Belastung steigt also.
00:16:29: Man hat nicht zwingend die Möglichkeit, auch einen Augenmerk auf solche Dinge zu haben.
00:16:35: Und wie überall ist es so, dass der Wasserkopf Verwaltung wahnsinnig zugenommen hat.
00:16:41: Das heißt, mit den Führungskräften oberhalb des Leidraumes einen so stabilen Kontakt aufrecht zu erhalten, dass auch die möglicherweise einen Blick auf diese Dinge haben, ist nahezu unmöglich.
00:16:55: Nicht etwa weil zwingend Desinteresse da ist, sondern weil der Umfang der Tätigkeiten und der möglicherweise vorhandenen Notwendigkeiten ganz enorm zugenommen hat.
00:17:06: Und dann bleibt sehr kollegiale Gedanke und der Mensch da ein bisschen auf der Strecke, leider.
00:17:12: Und selber ein bisschen vom Shitstorm zu schützen.
00:17:16: Also natürlich brauchen wir auch Verwaltungsleute, ja, Wasserkopf.
00:17:19: Aber ich hab dich schon verstanden.
00:17:21: Seht's uns nach, liebe Kolleginnen und Kollegen, die in der Verwaltung tätig sind, natürlich brauchen wir auch hier auch.
00:17:25: Aber es ist immer natürlich eine Diskussion, ist inwieweit, wie biokratisch sind wir?
00:17:30: Wir beschweren uns alle über Bürokratieaufwand.
00:17:34: Und ihr kennt mich, ich frage dann immer auch nach der Rolle, ja, wie weit haben wir denn selber auch was damit zu tun?
00:17:38: Und jetzt ist es ja, sind wir weicher geworden, André?
00:17:44: sind wir empfindlicher geworden.
00:17:45: Ich habe das mit diesem Einbild verglichen, das ist so meine kleine Tochter früher, wenn die hingefallen ist und ich, oh, hast du dir viel getan?
00:17:52: Da war das Heulen vorprogrammieren.
00:17:54: Wenn man so gesagt, du, was ist?
00:17:56: Lauf geradeaus, dann passiert das nicht.
00:17:58: Einfach so ein bisschen abgebühter, dann wurde auch nicht geheult, irgendwie so.
00:18:01: Also das ist jetzt sehr flapsig gesagt, aber mich interessiert es schon, was hat sich gesellschaftlich da verändert?
00:18:08: Es hat sich eine Menge gesellschaftlich verändert und verändert sich permanent auch gesellschaftlich weiter von Generation zu Generation und.
00:18:19: Es gibt eine höhere Sensibilität auch für die Themen heutzutage.
00:18:23: Was ich gut finde grundsätzlich.
00:18:26: Dabei muss man die Kirche im Dorf lassen.
00:18:28: Das sage ich als Theologe, der ich auch bin.
00:18:31: Als Pastor die Kirche muss man im Dorf lassen.
00:18:36: Nicht alle, die von Trauma und Traumatisierung sprechen, sind es auch.
00:18:42: Aber grundsätzlich sensibler zu sein halte ich für... etwas Gutes, was wir, was wir heute haben, auch dass man sich outen kann, dass ich ein Problem in einer Sache habe und nicht meinen Thema vom Tisch gewischt wird, nach dem Motto nur Steine sind, härter als Feuerwehrmänner, das musst du abhaben können, sonst bist du hier falsch am Platz.
00:19:11: Das finde ich schon sehr gut, dass man heute Möglichkeiten hat, das in einem guten Rahmen anzusprechen, zu klären, da sich auch selber persönlich weiter zu entwickeln als Einsatzkraft.
00:19:27: Wir haben ja auch darüber geredet, also wenn wir jetzt rein auf Notrufsachbearbeiter, Notrufbearbeiter, Calltaker gibt es verschiedenste Begriffe, dass so die Standzeit an so einem Arbeitsplatz fünf bis sechs Jahre.
00:19:40: nur andauert.
00:19:41: Das ist nicht wirklich lang.
00:19:43: Wir haben sicherlich natürlich Kollegen, die sich dann entsprechend weiter entwickeln, andere Funktionen übernehmen.
00:19:47: Aber wirklich der Notrufbearbeiter, der nur das macht, ist nach fünf bis sechs Jahren verbraucht.
00:19:54: Und da ist für mich manchmal die Überlegung, ist es tatsächlich nur das Notruf erleben?
00:20:00: Oder was spielen für dich noch, was sind noch für andere Faktoren?
00:20:05: die im Grunde zur Überlastung, Belastung oder Potenziell Traumatisierung führen.
00:20:11: Das Erste ist ja, dass jeder kommt zur Arbeit und bringt erst mal sein Paket mit.
00:20:17: Also ich komme ja nicht als neutraler Mensch ohne irgendwelche Fragestellungen, Probleme, Belastungen, Sorgen zu meiner Arbeitsstelle, sondern das ist in jedem Beruf so, ich bring mich immer selber mit.
00:20:29: Und jetzt kommt noch was obendrauf.
00:20:32: Nämlich das, was ich jetzt an meinem Arbeitsplatz erlebe, das kann sehr unterschiedlich aussehen.
00:20:40: Aber wenn man sich einmal mit dem Tätigkeitsfeld eines Disponenten auseinandersetzt, merkt man, dass das Potenzial sehr hoch ist, was Belastung angeht.
00:20:54: Das fängt an mit... Technik mit der man umgehen muss, die nicht nur ein System, sondern mehrere Systeme gleichzeitig zu bedienen, die man zu bedienen hat.
00:21:09: ist mit der Zunahme von Notrufen, mit Menschen, die ganz unterschiedlich agieren und auch reagieren.
00:21:21: Zeitdruck, den ich habe, weil es hier auch tatsächlich um was geht.
00:21:27: Hier geht es nicht um den Verkauf von irgendeinem Abo einer Zeitung, wo ich versuche, von einem Kunden ein Jahr zu bekommen und gerne mit dem Quatsch und dem Honig um den Mund ich mir bis ich ihn habe, sondern ich habe Zeitdruck, ich muss gucken, was braucht dieser Mensch, wo muss ich jemand hin schicken, was schicke ich dahin.
00:21:48: Also sehr komplex alles.
00:21:51: Von daher ist die grundsätzliche Belastung, die ich mitbringe, die ist sowieso da, dann kommt noch eine Menge drauf.
00:22:00: Und dann ist jetzt auch noch mal die Frage, wie fühle ich mich eigentlich von meinen Vorgesetzten wahrgenommen?
00:22:07: Sind das eher Leute, die mir immer eine Akte auf den Tisch legen, wenn sie sagen, da ist aber was schief gegangen, das hätten sie aber besser machen können?
00:22:14: So und so machen wir das hier.
00:22:15: Da gibt es aber die und die Vorschrift und und und.
00:22:18: oder ob mich mein Vorgesetzter erwischt an der Stelle, wo ich gut war, mich lobt, mich aufbaut, mir ein Rücken stärkt und mich dadurch auch ein Stückchen resilienter macht.
00:22:30: Also, dass ich ein Stückchen wachsen kann und nicht immer von dem Stückchen in meinen Stuhl da reingedrückt werde.
00:22:37: Wir haben das ja mal in einem anderen Gespräch auch von der technischen Seite beleuchtet.
00:22:41: Also wie sehr geht einem auf den Sack, dass Technik nicht funktioniert, um das mal ganz klar zu formulieren, wie belastet das.
00:22:49: Und in dem Wissen, dass auch Führungskräfte und Vorgesetzte nicht immer unbedingt die Möglichkeit haben, die Technik zu verändern.
00:22:55: Die müssen damit auch leben, sind auch nicht Abby.
00:22:59: Habe ich so manchmal den Eindruck, dass sich diese Dankes dann auch, oder hast du gut gemacht, irgendwann verbrauchen, wenn gewisse Basics irgendwie nicht verändert werden, eben wie technische Unzulänglichkeiten.
00:23:11: Simon, aus deinem Du bist administrativ ja auch tätig und ich glaube mit Technik hast du auch einiges an Erfahrung.
00:23:17: Wie wichtig ist für dich der Punkt, also nicht nur eine funktionierende Technik, sondern zum Beispiel auch mit einer gewissen Ergonomie und wo du sagst, hey ich mache hier keine fünf Kilometer mit der Maus am Tag oder so, ja das ist so.
00:23:29: Wie wichtig ist was und wie sehr nimmt es auf dich persönlich auch Einfluss oder hat Einfluss genommen auf dein gesamtes Mainz?
00:23:37: Das ist natürlich sehr, sehr wichtig.
00:23:42: Das ist das, was du eben gesagt hast.
00:23:43: Das macht dann auch schnell, schnell unzufrieden und das wird schnell frustran.
00:23:49: Und da ist es aber so, dass wir versuchen da auch immer nachzustellen und versuchen auch das Optimum rauszuholen.
00:23:58: Aber das ist auch so, dass das hin und wieder liegen bleibt.
00:24:01: Also auch da so wieder mit dem Thema Arbeitsaufwand.
00:24:03: Wie ist das für dich, Helge?
00:24:06: Also, ihr habt ja eine relativ neue Leitstelle, die ich ja durchaus auch mit großer Bewunderung auch besucht habe und in Erinnerungen blieb.
00:24:15: Aber auch da wird nicht immer alles funktionieren.
00:24:18: Natürlich, es ist so, dass Dinge nicht funktionieren.
00:24:22: Nur, weil etwas Neue ist, ist es nicht zwangsläufig immer gut.
00:24:26: Also, auch da müssen Dinge eingependelt werden.
00:24:29: Ein großes Thema bei uns im Haus ist die Klimatechnik.
00:24:34: Vor dem Hintergrund des entsprechenden Schutzfaktors, dass das Gebäude mitbringt, ist die Belüftung über die Klimaanlage der einzig brauchbare Weg, um von außen Luft zuzuführen.
00:24:45: So etwas muss adäquat eingestellt werden und das hat... durchaus für Probleme gesorgt und sorgt es auch heute noch, weil das Feintuning eben nicht innerhalb von vier Tagen erledigt ist, sondern man muss wirklich schauen, woran liegt es, woran hat es gelegen.
00:24:59: Im Moment ist es so, dass wir ja nur die Räumlichkeiten gewechselt haben und die Technik bezogen auf das Einsatzleitsystem identisch geblieben ist.
00:25:07: Da stehen für die Zukunft Veränderungen an und das wird auch in neuen Mauern nicht so einfach werden, das umzustellen.
00:25:17: und auch da Betrachten die Kollegen das durchaus mit einer gewissen Sorge, dass neben der technischen Umstellung, was das Gebäude angeht, auch noch der tägliche Arbeitsplatz im Sinne einer neuen Software komplexer oder angepasster wird.
00:25:37: Da muss man schon entsprechend vor Sorge treffen im Rahmen von Schulungen oder zumindest einem stabilen Dialog.
00:25:46: ... um dafür zu sorgen, dass die Leute sicher im Boot sind.
00:25:50: Ich vergleiche das ja mit einem Freund von so Analogien.
00:25:53: Ja, also du bist in der Arbeit, bist in der Branche, Werkstatt, teuer Autos, soll es tolle Arbeit liefern.
00:25:57: Kein Kratzer hier, kein Fleck da, alles soll super sein.
00:26:00: Aber der Schraubenschüssel, der bekommt es total abgenudelt.
00:26:03: Also auch der Schraubendreher selber ist irgendwie selbst zusammengebastelt.
00:26:08: Also das Hebebühne geht nicht nur vorne oder hinten oder whatever, aber am Schluss soll ein Ergebnis rauskommen.
00:26:15: hinter der eine Erwartungshaltung steht, von der Hauptfiliale von Porsche, oder nehmen wir Audi, um nicht speziell nur einzeln zu verwenden.
00:26:24: Und wie frustrierend ist das?
00:26:26: Und im Grunde genommen, du willst selber gute Arbeit leisten, kannst es aber nicht, weil die die Mittel teilweise nicht zur Verfügung gestellt werden.
00:26:33: Dieser technische Aspekt.
00:26:35: Aber auch, was Technik angeht, das ist so ein bisschen meine Beobachtung.
00:26:40: Schnelle Veränderung der Technik, inwieweit hat das Wirkung auf die Belastungsfähigkeit aus deiner Sicht anbringt?
00:26:50: Ich habe meine Grundausbildung bei der Feuerwehr-Wert-Sweite-Aus-Eins gemacht.
00:26:54: Heute schreiben wir-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-Aus-Eins-Wert-Sweite-A.
00:27:02: Also was ich damals beim Abschluss des Truppmann-Lehrgangs mitnehmen musste in Brandeinsatz und was ich heute mitnehmen muss, aber nicht nur mitnehmen muss und auch bedienen können muss, ist ja immens.
00:27:18: Ich stelle mir das in der Leitstelle genauso vor.
00:27:21: Das sind Herausforderungen, die permanent auf uns zukommen, den wir uns stellen müssen und tatsächlich immer auf dem neuesten Stand bleiben müssen.
00:27:34: Das ist eine Herausforderung für jeden Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin, ist auch eine Belastung.
00:27:40: Siehst du daran zum Beispiel einen großen Unterschied.
00:27:44: Ich möchte mal versuchen, so ein Stück weit herauszuarbeiten, was ist denn eigentlich der Unterschied Leitstelle und... Einsatzdienst.
00:27:50: Also jetzt mal leihenhaft gesprochen, wo man sagt, hey, Belastung und Überlastung oder potentiell psychotraumatisierend.
00:27:57: Der, der der Einsatzstelle ist, der sieht halt schlimme Sachen.
00:28:01: Also das ist der, der um der Leitstelle jetzt nicht zwingend.
00:28:05: Ich hätte jetzt natürlich eine eigene Antwort drauf, aber ich hätte ganz gerne natürlich von einem echten Fachmann, worin siehst du die großen Unterschiede?
00:28:13: eben in der psychischen Belastung Leitstelle.
00:28:16: Warum brauchen wir in der Leitstelle zum Beispiel eben genau die gleiche Versorgung mit anderen Schwerpunkten vielleicht, wie der Einsatzdienst?
00:28:25: Also es ist natürlich anders, Einsatzdienst oder Leitstelle.
00:28:29: Überhaupt keine Frage.
00:28:31: Aber um in deinem Bild der Autowerkstatt zu bleiben, als du das vorhin erzählt hast, Hebebühne die nur vorne oder hinten runter geht, wir alle haben plötzlich Bilder im Kopf gehabt.
00:28:42: Ein abgenudelter Schlüssel mit dem ich versuche eine Schraube zu geben.
00:28:46: Ich habe ein Bild davon.
00:28:48: Es ist ja nicht so, dass ich, wenn ich nicht vor Ort bin, kein Bild im Kopf habe.
00:28:56: Gut, dass du das Bild gebraucht hast, haben wir es direkt nämlich jetzt auch mal hier gehabt.
00:28:59: Jeder hat von uns ein Bild im Kopf und das ist bei Leitstellendisponenten ja nicht anders.
00:29:03: Die haben am Telefon Eindrücke diese... über Audio aufnehmen, haben kein Bild dazu.
00:29:14: Es ist eine größere Lage, sodass man irgendwann dann auch schnell Fernsehbilder geliefert bekommt.
00:29:20: Dann hat man natürlich erste Bilder der Lage, die man sich auf eine Leinwand legen kann.
00:29:26: Aber ansonsten würde ich immer sagen, natürlich haben die Leute auch Bilder am Kopf.
00:29:31: Und viele der Kolleginnen und Kollegen waren ja selber mal früher auf der Straße, haben Dinge erlebt, die wissen worum es da geht und von daher... Wir haben natürlich immer als PSNVE sehr schnell die betreffenden Kolleginnen und Kollegen, Rettungsdienst, Feuerwehr, Ärzte, Ärztinnen, Ärzte im Blick.
00:29:54: Und da wird die Leitschelle schnell vergessen.
00:29:57: Die Leitschelle saß ja nur warmsatt trocken im Büro, hat gearbeitet, hat den Computer bedient, den Funk, das Telefon, aber war nicht vor Ort.
00:30:06: Ja, aber ist genauso betroffen.
00:30:08: Punkt.
00:30:09: Und das muss in die Köpfe rein.
00:30:12: Die Betroffenheit, um das vielleicht einmal deutlich zu machen, entwickelt sich genau aus dem Grund, den du schilderst.
00:30:20: Nehmen wir mal eine Telefonreanimation.
00:30:24: Als eine der intensivsten Wahrnehmungen, würde ich es mal beschreiben.
00:30:30: Wenn ich als Notfallseitig-Täter-Rettungsassistent, wie auch immer in der Vergangenheit, irgendwo eine Einsatzstelle war, dann weiß ich, ich habe im Rahmen einer Reanimation Alles das getan, was man mir beigebracht hat.
00:30:43: Und
00:30:44: ich bin am Ende dessen möglicherweise zu der Erkenntnis gelangt.
00:30:47: Das hat nicht gereicht.
00:30:49: Das ist bedauerlich und nicht das, was wir erreichen wollen, aber das ist der Lauf der Zeit.
00:30:56: Am Telefon habe ich nur sehr begrenzt Möglichkeiten, Einfluss auf die Situation zu nehmen.
00:31:02: Ich kann natürlich im Rahmen meiner Standardisieren vorgehen, eine Anweisung gleiten.
00:31:09: Ich bin aber unabhängbar darauf angewiesen, dass mein Gegenüber auch umsetzt, was ich von Ihnen möchte.
00:31:19: Und sofern mein Gegenüber das nicht tut, ist mein Einfluss ja nicht nur begrenzt, es im Grunde genommen erschöpft.
00:31:27: Und jeder von uns am Telefon erkennt die Brisanz der Situation im Gegensatz zu unserem Notrufteilnehmer.
00:31:38: Da ist die Schwierigkeit.
00:31:39: Und da entsteht häufig auch, meiner Meinung nach, die Belastung.
00:31:45: Das ist ja das eine, was Helge gerade sagte und was du gerade gesagt hast.
00:31:49: Das Beispiel mit der Telefonreanimation.
00:31:50: Das ist ja das eine und was wir haben wir wieder vor Augen haben.
00:31:53: Aber es gibt ja mehrere Sachen, die sich da verändert haben.
00:31:57: Vor allen Dingen auch die... die Zeit, in der die Kolleginnen und Kollegen am Telefon bleiben und diesen eben die Telefonrehe durchführen oder bei anderen, wir nennen das Hilfe im Notruf Dialog, das heißt es gibt ja diverse Ereignisse, wo wir mittlerweile am Telefon bleiben.
00:32:13: Zu früher haben wir das Ding abgefragt, jetzt mal ganz platt gesagt, das Ding abgefragt, eingetippt, fertig, los ging es.
00:32:19: Und mittlerweile bleiben wir dabei, also nicht nur, gerade hast du den Schwerpunkt Telefonrehe genannt, aber ganz viele andere Ereignisse.
00:32:27: Und da kommen die unterschiedlichsten Faktoren auch wieder zusammen.
00:32:30: Zum einen habe ich die Eindrücke, die ich von draußen wahrnehme, möglicherweise aus Erzählungen, so Sachen wie Personen im Feuer eingeschlossen, wo man irgendwie versucht zu assistieren oder eben der medizinische Notfall
00:32:41: bei
00:32:42: Familie angehörigen.
00:32:44: Und da kann es durchaus vorkommen, dass wir bis zum Eintreffen nehmen an Telefon bleiben.
00:32:49: Und das kann wisst ihr selber.
00:32:50: Das kann bedeuten, wenn es gut läuft, sind es vier Minuten, drei, vier Minuten.
00:32:53: Wenn es schlecht läuft, sind es auch mal zehn, elf, zwölf Minuten.
00:32:57: Das sind natürlich alles Momente und Sachen, wo ich auch Dinge immer wieder wahrnehme und mitbekomme und so weiter.
00:33:03: Und ich finde auch, das hat sich hier ganz grundlegend verändert in allerstelleren Arbeit in den letzten Jahren.
00:33:07: Ja, das ist tatsächlich eine Sache, die mich ja wahnsinnig angezickt hat, das zu machen.
00:33:12: Also kann mich da noch auch auf das Auswahlverfahren erinnern, diese einfach mal zu schauen.
00:33:19: Ja, gut, zwanzig Jahre draußen gearbeitet.
00:33:21: Das ist eben, sehen, hören, fühlen, riechen.
00:33:24: Also, du nimmst so eine Einsatzstelle wahr, kannst dann darauf reagieren am Telefon.
00:33:28: Das ist eben nur die Stimme.
00:33:29: Ich sag's mal an einer Einsatzstelle, fand ich's immer auch ganz gut, auch mal die Situation, dass mal dreißig Sekunden nichts gesagt wurde vom Patienten oder bin ich auch nicht eingehakt, sondern gibt immer eine Chance selber, vielleicht damit rauszukommen, was er hat.
00:33:43: gerade wenn sich das vielleicht dann doch eher um ein mentales Problem handelt oder so.
00:33:46: Und das ist zum Beispiel total ein Gift am Telefon.
00:33:50: Und das ist eine Sache, das muss man dann auch erst mal lernen.
00:33:52: Aber das fand ich, wenn ich diesen Begriff ja nicht so mag, aber echt als diese Herausforderung, ich will mich daran echt so ein bisschen messen, was ich schaffe, mit meiner Stimme.
00:34:01: interessant war damals, die Antwort.
00:34:03: Aber Sie wissen schon, dass wir mit Protokoll arbeiten.
00:34:05: Ja, ich weiß das, aber der Anrufer ja nicht.
00:34:07: Und letzten Endes geht es ja auch darum, Ihnen zum einen halt durchs Protokoll zu führen.
00:34:13: Aber eben auch das was du gerade gesagt hast Simon und das ist tatsächlich auch mein erleben und vor allem in der Beobachtung des erleben.
00:34:20: In den letzten Jahren auch gerade in Berlin natürlich auch gebeutelt mit Mangel an Rettungsmitteln und auch null verfügbarkeiten.
00:34:29: Dass du halt Situationen hattest aber gar kein Auto ich habe einfach keins.
00:34:32: und wie lange willst du jetzt dann am Telefon bleiben und dann.
00:34:38: Und das finde ich halt immer sehr gut funktioniert und tut es auch heute noch das natürlich andere gucken dass man irgendwie was freikriegt oder so.
00:34:44: Aber es ist eben genau das so dieses.
00:34:47: Also Reanimation kommt ein bisschen darauf an.
00:34:49: Ich will es überhaupt nicht schmälern, aber so bolus geschehen kleines Kind ist so, das ist mein Kryptonit.
00:34:54: Also das ist so, das brauchst du wie ein Loch im Kopf.
00:34:57: Also das ist eine super, super, super, super harte Aufgabe, finde ich das zu begleiten, anzuleiten.
00:35:04: Und dann siehst du im Grunde, der nächste RTV ist irgendwie die vierzehn Minuten weit weg.
00:35:10: Und das nächste ist halt, das kann auch frustran enden, das ist ja das nächste.
00:35:12: Dass wir ab dem Telefon sind, dass wir damit leben müssen.
00:35:15: Im schlimmsten Fall, dass das auch negativ ausgeht.
00:35:17: Nehmen wir wieder das Beispiel mit dem Feuer, dann reißt irgendwann das Gespräch ab oder so Dinger und das macht richtig was im Kopf, klar.
00:35:27: Nicht ohne Grund beschäftigst du dich ja andere etwas intensiver eben auch mit der PSNV Leitstelle, weil da offensichtlich eben erkannt wurde oder eben nicht erkannt wurde, dass wir da auch Strukturen brauchen.
00:35:40: Also mir geht es gerade so, dass ich denke, ich kenne Disponentinnen und Disponenten, die in der Leitstelle arbeiten, die sagen, ich bin von der Straße weg.
00:35:53: Mir war das zu viel.
00:35:56: Und wenn sich plötzlich in der Leitstelle wieder und merken, da sind Belastungen, die mich wieder einholen, weil ich Vorerfahrung habe, die ich vielleicht eigentlich minimieren wollte.
00:36:13: Ja, und dann sind sie, wie sagt man dazu am besten, dann sind sie in der neuen Funktion und merken, da holte ich die eigene Schleife wieder ein.
00:36:28: Da ist ein total spannender Punkt, weil auch ich kenne das und das ist alles nicht böse gemeint und soll auch so nicht verstanden werden.
00:36:37: ... das Leitstelle oftmals im Grunde genommen ... ... so eine Restaurantbeanschlussverwendung.
00:36:44: Also ich kann da draußen nicht mehr, ... ... das wächst mir über den Kopf, ich will das nicht mehr, ... ... ich kann die Bilder nicht mehr, die Belastung ... ... und denken im Grunde genommen, ... ... die mögliche Energie zur Leitstelle.
00:36:52: Das merkt man, finde ich, ... ... auch schon bei Auszubildenden.
00:36:58: die im Rahmen ihrer Notfallsanitäter Ausbildung zu uns ins Haus kommen, tonusmäßig und auch vorgeplant, um vielleicht auch diese Seite der Medaille kennenzulernen.
00:37:08: Und ich habe es schon hin und wieder erlebt, dass auch Menschen, die eigentlich da wenig Berufserfahrung haben, weil sie eben am Anfang dessen sind, das völlig unterschätzt haben.
00:37:20: und die Intensität der Belastung, die in der Leitstelle stattfindet, die wird nicht gesehen, nicht wahrgenommen.
00:37:27: Kann sie zum Teil auch nicht.
00:37:29: Aber
00:37:30: es gibt
00:37:31: immer wieder diese
00:37:33: AHA
00:37:33: Augenblicke, will ich Sie mal
00:37:34: beschreiben.
00:37:36: Ich glaube, dass das auch, also bei dem, wo wir gerade darüber sprechen, dass das ja ein ganz wichtiger Punkt ist auch, dass sozusagen man auch den Raum lassen muss, dass jemand erkennen kann, so, boah, das ist doch nicht, wie ich es mir vorgestellt habe, oder?
00:37:50: doch nicht der richtige Job, jetzt gerade auch im Kontext B sind vor
00:37:52: uns.
00:37:53: Und ich kenne noch Leute, die dann sagen, nach einem Jahr, eineinhalb Jahren, ich gehe zurück auf die Wache.
00:38:00: Ein bisschen anders vorgestellt.
00:38:03: Das war für mich persönlich mit die größte Umstellung.
00:38:09: Wenn ich was gesehen habe an einer Stelle, dann musst du halt so tun.
00:38:12: Du drehst ihn da hin, machst hier, da dran.
00:38:15: Ich fand es super spannend, finde es auch immer noch super spannend.
00:38:18: Aber es ist mit Nichten ein einfacher Job, es ist ein anderer Job.
00:38:23: Es gibt ja jetzt verschiedene Größen von Leitstellen, also wir sind ja gerade jetzt hier in Berlin, da ist das alles ein bisschen größer als in den Bereichen, aus denen wir kommen.
00:38:32: Wenn du aus kleineren Bereichen kommst, die auch gut vernetzt bist in der Feuerwehr, Kollegen kennst, dann hörst das Kollegen vor Ort arbeiten und du kannst sie nicht unterstützen, so wie du sie vielleicht unterstützen möchtest.
00:38:45: Ist das auch eine große Belastung.
00:38:47: Also gerade dann, wenn vielleicht auch Gewalt gegen Einsatzkräften ein Thema ist.
00:38:54: Es gibt eine Rückmeldung über Funk.
00:38:57: Und ich kenne die betreffende Person.
00:38:59: Ich war mit der MB eins oder was auch immer.
00:39:02: Das macht was mit mir.
00:39:03: Ich sitze da fernab irgendwo in einem Großraumbüro, wird am liebsten dem jetzt zur Seite ihr oder ihm zur Seite stehen.
00:39:11: Aber kann es tatsächlich nicht.
00:39:14: Hilflosigkeit, Trauma-Beschleuniger.
00:39:16: Ja, genau, Trauma-Beschleuniger, die Hilflosigkeit.
00:39:19: Wenn ich jetzt herge dich fragen würde nach zwei Wünschen, also was ist oder mal diese ganz verkopften Richtung Gewerkschaft zu gucken, zwei Forderungen, nicht zwei Wünsche, zwei Forderungen, die es unbedingt braucht, um auf einen richtigen Pfad in der Richtung zu kommen, was eben psychosoziale Notfallversorgung und entsprechender Möglichkeiten für die Leitstellen mit dabei angeht.
00:39:44: Was braucht es?
00:39:46: Dann würde ich mir wünschen, dass wir im Wesentlichen bundeseinheitliche Mindeststandards schaffen.
00:39:56: Denn wir haben festgestellt im Dialog, dass wir aufs Bundesland oder noch kleiner auf die Kreisgebiete bezogen sehr unterschiedliche Handhabungen haben, was PSNV-Einsatz angeht.
00:40:07: Ich glaube, wir brauchen eine eine Handlungsvorgabe am besten bundesweit, sodass wir also auch mit dem Blickwinkeleitstelle, der bisher weitestgehend fehlt, etwas haben, was wir unseren Dienststellen, unseren Dienstherren an die Hand geben können und sagen, das müssen die Mindestanforderungen
00:40:29: sein.
00:40:30: Der zweite Punkt aus meiner Sicht wäre, dass das Wort für Sorgepflicht nicht nur ein Wort ist, sondern dass man eben auch die Stellen sensibilisiert und sagt, Zuführsorge gehört ein kleines bisschen mehr als
00:40:45: die
00:40:46: Karnikaffee, die da ist.
00:40:47: Ich muss ein kleines bisschen mehr leisten.
00:40:50: Ich muss ein bisschen wassamer sein.
00:40:52: Ich muss Vorkehrungen treffen, Voraussetzungen schaffen.
00:40:56: Und die möglichst verbindlich.
00:40:58: Und nicht nach Nasenfaktor oder nach Haus.
00:41:01: Ja, oder
00:41:01: geht gerade nicht, weil wir sind minus drei.
00:41:03: Oder nach Personalmangel genauso.
00:41:05: Also ich muss Grundlagen schaffen, die verbindlich einzuhalten sind.
00:41:10: Das wären die zwei Punkte aus meinem Bild.
00:41:12: Wobei?
00:41:13: zum ersten Punkt würde ich gerne noch sagen, die Qualitätsstandards gibt es eigentlich.
00:41:17: Wir ignorieren sie nur sehr behaulich und das schon seit fünfzehn Jahren.
00:41:21: also nochmal BKK Qualitätssicherung PSNV gibt es.
00:41:28: Wir müssen sie nur immer wieder ins Gespräch bringen und sagen das ist schon damals festgelegt worden ist nicht nice to have bitte macht das
00:41:36: auch unbedingt.
00:41:37: also ich würde aber ohne jetzt wem vorzugreifen für mein sehr nördlichen Bereich fast unterschreiben dass das nicht bekannt ist.
00:41:48: Das kann sein.
00:41:49: Das würde mich auch nicht überraschen.
00:41:52: Das ist ja eine Sache, die wir, glaube ich, schon ein bisschen festgestellt haben, dass dieses Interesse und die Aufmerksamkeit um das Thema generell.
00:41:58: Was können wir denn aus der eigenen Beobachtung sagen?
00:42:00: Ja, also wann wird denn dann so ein Thema angegangen?
00:42:02: Es muss erst so ein dickes Ding passieren.
00:42:04: Sei es Rating in Stüsseldorf oder sei es Breitscheidplatz oder sei es in München die Demo, also so eine relativ große Schadenslagen, die dann großen Anteil betroffene Einsatzkräfte auch in sich birgt.
00:42:19: Und das ist halt super schade, dass man dann erst, dass es das braucht, obwohl das vorher alles schon
00:42:25: klar war.
00:42:26: In dem Zusammenhang, Andre, ist es für uns, ich glaube, Simon, da kann ich für uns beide sprechen, die ganz wichtige Aspekte, dass du da bist, weil wir sowas transportieren können und ja auch wollen.
00:42:38: Deine zwei Wünsche oder Forderungen, Simon, sind natürlich hoffentlich
00:42:43: zwei andere Punkte.
00:42:44: Ja, ich überlege gerade.
00:42:47: Der Helger hat gerade von Wasser am Kalt gesprochen.
00:42:50: Da würde ich mich in einem Punkt anschließen.
00:42:52: Also ich fordere oder wünsche mir, dass das was ihr andere, was ihr ein Stück weit macht, also das zu etablieren und vielleicht auch... Das ist natürlich zum Thema Führungskräfte, das es dahingehört, aber möglicherweise auch an Sachen wie Leitstellenlärmung.
00:43:06: Ich weiß, wir blänen das immer mehr auf und das müssen wir noch machen und das müssen wir noch machen.
00:43:10: Aber vielleicht auch das irgendwie ein Stück weiter mit einzubinden, um das eben dann später den Führungskräften mitzugeben.
00:43:18: Und die zweite Forderung, die ich eigentlich habe, ist an uns alle.
00:43:22: So, dass wir irgendwie so ein bisschen aufmerksamer werden, wieder mit den Kolleginnen und Kollegen und dass wir irgendwie auch spüren wenn und das ist ja hin wieder passiert das ja mal dass wir merken der geht es der ist gereizt heute oder ich was hat er denn seit tagen irgendwie komisch und das fördert wieder ein bisschen mehr.
00:43:40: Ja bisschen mehr wachsamkeit hast du eben gerade gesagt ein bisschen mehr Aufmerksamkeit entwickeln und bisschen alle nach rechts und links schauen und auf den anderen schauen so wie geht es ihm denn?
00:43:47: möglicherweise ist glaube ich auch ganz ganz wichtig.
00:43:50: Du hast es ja im Erleben von der anderen.
00:43:52: Also du kennst beide Seiten.
00:43:54: Was
00:43:55: fehlt dir denn?
00:43:55: Oder was entsitzt dich immer wieder?
00:43:58: Oder wo du sagst, das kann doch wohl
00:43:59: nicht sein.
00:43:59: Ich würde gerne meine beiden Wünsche sagen, ich merke, wie sehr auf Materialpflege wertgelegt wird bei der Feuerwehr.
00:44:07: Das ist auch richtig so.
00:44:08: Das zahlt der Steuerzahler.
00:44:10: Das zahlt ich und das zahlst du von dem, was du an Steuern bezahlst.
00:44:15: Das bezahlt die Allgemeinheit.
00:44:18: Wir sollten aber nicht nur Materialpflege, sondern auch Mitarbeiterpflege betreiben.
00:44:23: Das wäre mir ganz, ganz wichtig.
00:44:24: Das würde ich gern Führungskräften sagen.
00:44:28: Ja, also wenn die Mitarbeitenden Materialpflege nach vorne bringen, bringen du Mitarbeiterpflege bitte nach vorne.
00:44:35: Das ist das Erste und das Zweite, was ich mir wünschen würde.
00:44:39: Lernen von großen Einsätzen.
00:44:41: Du hast gerade gesagt, Ratingen bei uns im Kreis Metmann, Breitscheidplatz.
00:44:47: München, wo auch immer große Dinge passiert sind.
00:44:52: Was können Führungskräfte lernen aus der Nachbetreuung von Einsatzkräften?
00:45:00: Also sowas wie Ideenpool zu entwickeln, auf denen ich mal kurz gucken kann, wenn ich in eine ähnliche Situation komme.
00:45:08: Auf manche Sachen komme ich nicht so schnell.
00:45:11: Absolut.
00:45:12: In der eigentlichen Situation, weil ich so viel zu tun habe, sicherlich.
00:45:16: Da sind ganz viele Leute, die plötzlich was von mir haben wollen.
00:45:20: Der Oberbürgermeister ist bei mir, stelle ich am Telefon, irgendwelche Leute aus der Verwaltung und, und, und, aber einfach mal so ein paar gute Tipps zusammengefasst zu haben.
00:45:35: Vielleicht auch mal daran.
00:45:36: Das würde ich mir wünschen.
00:45:37: Das könnte ein gutes Tool sein für Führungskräfte.
00:45:41: Hast du denn für jedermann einen Tipp, was er selber besser machen kann, worauf er achten sollte, was jemand vielleicht auf gar keinen Fall tun sollte, im Umgang miteinander, vielleicht weil man übervorsorglich ist oder überfürsorglich ist, gibt es etwas, wo du relativ konkret sagen kannst, hey, gibt ein, zwei Grundregel, mach das und lass
00:46:02: das.
00:46:04: Mach das, würde ich auf alle Fälle sagen, Menschen wahrnehmen.
00:46:09: Veränderungen versuchen wahrzunehmen hinzuhören und nicht gleich zu versuchen zu erklären warum ist das so dann erstmal nur wahrzunehmen?
00:46:19: was sagt mir jemand?
00:46:22: was gibt der von sich selber preis?
00:46:24: was gibt sie von sich selber preis?
00:46:26: hinzuhören hinzusehen nicht wegzuschauen sondern dann auch und das sicherlich auch sparsam mit worten auch mal nachzufragen.
00:46:36: warum ist das gerade so bei dir Menschen nicht in eine bestimmte Richtung zu drängen, sondern ihnen selber die Deutungshoheit über sich selber zu überlassen.
00:46:50: Also sie nicht potentiell traumatisiert darzustellen, sondern vielleicht kommt ja was ganz anderes heraus.
00:46:57: Ich habe gerade totalen Stress zu Hause mit meiner Frau.
00:47:00: Wir sind gerade in den ganzen Fragen, gehen wir auseinander.
00:47:03: Ja, also dann kann ich auch Dinge aber auch einordnen, kann eine Person besser verstehen.
00:47:07: Also ich würde mir, das ist wieder was mit Kultur, selber eine Kultur wünschen, gut hinzuschauen, gut hinzusehen.
00:47:20: Menschen den Raum zu geben, das zu sagen, was sie sagen möchten, ohne groß nachzubohren, gegebenenfalls auch mal die Frage zu stellen, darf ich dir mal sagen, wie ich dich gerade wahrnehme?
00:47:34: Und wenn mir dann eine Person sagt, das möchte ich nicht, dann ist das auch in Ordnung, aber ich habe zumindest gefragt, aber ich würde nie jemand sagen, so und so nehme ich dich gerade wahr.
00:47:44: Also sehr sensibel mit Menschen auch umzugehen.
00:47:46: Ich finde, das haben Menschen auch verdient.
00:47:47: So möchte ich auch das mit mir umgegangen werden.
00:47:49: Die Einsatzkräfte werden nicht auf eigene Befindlichkeiten an der Einsatzfälle angesprochen.
00:47:53: Das ist einfach so.
00:47:54: darum, dass wir nicht wollen, dass Menschen ihr, dass unsere Kolleginnen und Kollegen, die sich selber eine Schutzschicht, ein Schutzschild zugelegt haben, dass wir den damit durchbrechen.
00:48:04: Die sollen an der Einsatzstelle einsatzfähig bleiben, handlungsfähig bleiben.
00:48:11: Das sind Fragen, die kann man viel später stellen, aber die gehören nicht dahin.
00:48:17: Das sollte wieder ein vorgesetzter noch ein kollegende kollegin noch irgendein PSN-Verkraft machen.
00:48:23: Das ist eine Logo-Frage.
00:48:26: Aber da würde ich jetzt auch wieder die Brücke ziehen wollen.
00:48:27: zur Leitstelle ganz konkret.
00:48:29: Da sind wir jetzt wieder gerade wieder auch nicht draußen gewesen an der Einsatzstelle.
00:48:34: Und wenn ich das jetzt mal übersetze in die Leitstelle, würde das ja bedeuten in dem Notriffbiolog oder in der Lage, den dann nicht anzusprechen.
00:48:43: Das ist richtig.
00:48:46: Na gut, während des Gesprächs wird es so nicht gehen.
00:48:47: Dann sowieso
00:48:48: nicht, ist klar.
00:48:49: Wenn ich das übersetzen würde, würde ich sagen, du drückst jetzt die Pausetaste und wir geben mal kurz raus.
00:48:55: Also, dass man das auch nicht direkt am Arbeitsplatz macht.
00:48:57: Wenn ich davon ausgehe, ich frage das, beziehungsweise ich damit hier rechnen muss, ich gehe dann wieder weg und der muss den nächstes Gespräch annehmen.
00:49:05: Ja, das mach ich
00:49:05: genau.
00:49:05: Also, dass man sagt, ich muss den dann auch, glaub ich, wirklich rausnehmen.
00:49:09: Also nicht ein ganz Tag, zumindest für einen gewissen Zeitraum.
00:49:12: Wenn wir gestern auch über körperliche Reaktionen gesprochen haben, sei es zum anderen Alinabbau oder sonst was, dass man sagt, eine Runde im Block, whatever, irgendwie muss die Energie hin und auch das kennen wir, glaube ich, als die in der Leitste arbeiten.
00:49:28: Gerade wenn es große Beschwerden gibt, macht sie es Sinn, auch mal die fünf Gespräche davor anzuhören.
00:49:33: Und wo kommt das denn her?
00:49:34: Oftmals ist es so ein Aufbau gewesen und man hätte viel früher aber dann die Bremse ziehen müssen.
00:49:38: und wenn ich natürlich erwarte, Guck mal, Rabotti, Rabotti, wir haben keine Leute feuerfrei.
00:49:44: Und dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn wir dann halt auch so eine Eskalation haben, die dann wirklich auch wieder gar keine Sau braucht.
00:49:53: Aber es ist schon, diesen Sprung musst du ja mal wieder machen.
00:49:57: Wir haben dich noch vergessen.
00:49:58: Was sind denn deine zwei Forderungen,
00:49:59: Manuel?
00:50:00: Oh, verdammt.
00:50:05: Ja, meine zwei Forderungen sind dann schon, also damit kurz ausholen.
00:50:10: Wir haben uns ja getroffen in der Arbeitsgruppe der Leitstelle und haben auch Leute aus Mannheim, aus dem Saarland.
00:50:14: Also es gibt ja tatsächlich auch Ansätze, wo ich sage, hui, das ist ja gar nicht schlecht.
00:50:19: Sehr lustig war es, glaube ich, aus Mannheim.
00:50:21: Also eine Psychologin vor Ort ist sehr niederschwellig erreichbar, Missverständnis hat sie sich wohl selber vorgestellt.
00:50:27: Super Sache, bricht das Eis, das macht das auch wirklich niederschwellig.
00:50:32: Mein Traum war tatsächlich immer so gewesen, wenn du ein bisschen Star Trek Fan hast, Raumschiff Enterprise, Captain Pika, oder gibt es Councilor Troy.
00:50:40: Also das war quasi die Psychologin... der Schiffsbesatzung.
00:50:46: Da ist einfach jeder mal hingegangen und hat sich wieder so, ich nenn sie mal gerne den roten Faden abgeholt, um einfach wieder zurück aufs Gleis zu finden.
00:50:55: Das müssen nicht zwangendhaft immer dienstlich begründete Themen sein, sondern können eben auch Die Päckchen sein, die man von zu Hause mitbringen.
00:51:05: Und ich finde, ein Arbeitgeber kann und sollte durchaus daran interessiert sein.
00:51:08: Von mir aus gerne, aus sehr egoistischen Gründen, das ein bisschen mitzudenken, damit die Kollegen etwas besser im Doing sind, anwesend stabiler sind.
00:51:18: Da haben wir alle was von.
00:51:20: Also mein Riesenwunsch wäre, also gerade für den Bereich Leitstelle, für mich die größte Feuerwache, die es halt so gibt.
00:51:26: Also gerade zumindest in Berlin.
00:51:28: Voll viele Leute in so einer Wachabteilung sind über fünfzig Menschen.
00:51:32: Dass man sagt, da gibt es wirklich auch im acht-Stunden-Dienst einen Psychologin mit einer ganz niedrigen, niederschwelligen Erreichbarkeit.
00:51:41: Was ich auch will, ist tatsächlich die Erkenntnis, dass eben dieses Menschen führen, von Führungskräften, dass deren Hauptaufgabe eigentlich ist und sein sollte, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die, die an der Schippe arbeiten, ihren Job machen können.
00:52:00: Ich weiß aber natürlich bin ja nicht blind, dass es zugleich Aufgaben gibt, auch für die Führungskräfte, wo das wann genau sollen die das tun.
00:52:09: Da ist im Grunde um die Forderung an die nächste höheren Führungskräfte, dann bitte die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass das möglich ist.
00:52:16: Meine Sorge ist, darüber sprachen wir gestern auch, was ich nicht will, ist ein Outsourcen dieser Aufgabe, dieser Verpflichtung der Fürsorgepflicht, dass man sich frei davon macht, hey, ich habe für jedes, ich meine, etwas klappt sich gesagt, für jedes Zipperlein habe ich irgendjemanden, den ich anrufen kann, wo ich sage, halt Stop, gewisse Führungskraft.
00:52:39: Das erste Mittel der Personalführung ist das Gespräch und ganz viel lässt sich dadurch schon abräumen und selbst auch zu erwähnen.
00:52:48: Das fand ich einen interessanten Punkt gestern von dir.
00:52:50: Naja, alles willst du dir mit der Führungskraft jetzt auch nicht bequatschen, wenn es dir nicht gut geht.
00:52:53: Das hat vielleicht mal nachteilige Wirkung auf der Dienstleistungsbericht.
00:52:57: Aber auch das Aufgabe der Führungskraft zu sagen, hey, es gibt ja nicht nur Milch.
00:53:00: Also wenn du was hast oder so.
00:53:02: Führungskraft weiß auch irgendwann, wer sind so die Arschbacken in so einer Wachabteilung.
00:53:06: Dann spricht er mit René, dann spricht er mit dem.
00:53:09: Tra-la-la-pi-pa-poich.
00:53:10: Aber dieses... Gefühl für den Kollegen selber.
00:53:13: Hey, meine Führungskraft hat gesehen, dass da was war, was nicht ganz sauber ist.
00:53:17: Also ich habe diese Erfahrung als sehr junger Brandmeister gemacht mit meinem damaligen Zuführer.
00:53:21: Das hat mich maximal imponiert.
00:53:23: Der mich ansprach, der merkte... Und das war eher ein privates Problem.
00:53:28: Also nicht direkt auf den Dienst bezogen und er hat gemerkt... Der hinkt gerade im Kopf.
00:53:36: Großartig.
00:53:38: Es war jetzt auch nicht die Vertrauensperson, wo ich mich hingewendet habe, aber er hat gemerkt, da stimmt was nicht.
00:53:42: Das ist mein großer Wunsch, dass man das den Leuten vermittelt, ohne dass man zwingend selber dann derjenige sein muss, der sich mit dem Problem umgibt bzw.
00:53:54: beschäftigen muss.
00:54:00: Ich glaube, wir haben genug gesabbelt an der Stelle und ich hoffe, den ein oder anderen regt das an, auch da vielleicht als Führungskraft doch noch mal an seiner eigenen Intrinsik zu arbeiten und sagen, hey, vielleicht müsste ich mir doch noch mal das Einwahn angucken oder vielleicht etwas wacher durch so eine Wache gehen.
00:54:17: Deswegen vielleicht heißt es ja deswegen so, ich weiß es nicht.
00:54:19: Aber mit offenen Augen nicht als Vorwurf verkleidet, sondern zu sagen, hey, meine eigene Priorisierung, meine gedankliche Postkorbübung, was ist jetzt echt wichtig, hinten stellen, was ist eigentlich meine grundsätzliche
00:54:32: Aufgabe,
00:54:34: dass das ein bisschen angeregt habt.
00:54:35: Wenn ihr selber Fragen, Anregungen, Wünsche habt, dann könnt ihr uns gerne schreiben.
00:54:42: Eben eher, dass ihr findet auf unserer Webseite.
00:54:45: Und ich bedanke mich wie immer sehr gerne beim Simon, beim Helge und ganz besonders bei André für diese super, super fachliche Einordnung auch.
00:54:56: Ich fand die letzten zwei Tage, ich habe es selber gestern für mich gemerkt, wenn ich das anmerken darf, gerade ihr beide Helge und Simon, ihr kennt mich mehr aus dem Plapper Hannes wie jetzt auch wieder.
00:55:05: Und ich war gestern sehr stühl, das war ein wahnsinnig gutes Zeichen, dass ich total Neugier, ich war das mich sehr beeindruckt hat.
00:55:11: Was ich da gehört habe, was da erzählt wurde und die Neugier noch geweckt hat.
00:55:16: Vielen Dank André,
00:55:17: dass du
00:55:17: da warst.
00:55:19: Wir hören uns, wenn wir es gebacken kriegen, auch dann in Zukunft wieder hier auf diesem Kanal bzw.
00:55:28: in dem Podcast und ich sage an der Stelle tschüss.
00:55:32: Vielen Dank.
00:55:32: Macht's gut.
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